Jedes Jahr zwischen April und Oktober reiste alles, was Rang und Namen hatte, mit Bausch und Bogen an, um an den Festtagswochen von Friedrich dem Großen teilzunehmen.
Wenn man auf filzenen Riesenpantoffeln über das glänzende Parkett gleitet, ja, dann meint man schon fast die Röcke rascheln und Hacken klappern zu hören, dann sieht man die seidene Tapete von sanftem Kerzenlicht erhellt und die Räume voller fächerwedelnder Prinzessinnen und Streichquartettmusik.
Ich habe gehört die Königin gibt heut ein Ständchen zum Besten..
klimpernder Schmuck, der unter den Lüstern glitzert
Reichen sie mir noch ein Glas…ich hoffe sie singt nicht so schief..wie beim letzten Mal…
pudriges Kichern hinter ringbesteckten Fingern. Broschen und Orden, ölige Ahnen und von draußen weht ein laues Lüftchen hinein und lässt die Vorhänge bauschen.
Es ist ein Prunkschloss wie es sich gehört, Friedrich der Große soll daran pleite gegangen sein. Wie es sich gehört.
Es hat ein kleines Theater, in dem noch schiefe Klänge eines sich einstimmenden Geigers durch die Ecken wabern, eine Kapelle in der das Licht sich ständig wechselt und Gänge zum Spazieren gehen. Durch schwere Vorhänge drängen sich staubige Lichtstrahlen und blitzen auf mattgoldenen Rahmen und halbblinden Spiegeln. Jedes kleinste Detail strotz von Kunstfertigkeit und blanker Investition. In den Schein. In das Gefühl in eine andere Welt eingetaucht zu sein. Eine Welt des rechtmäßigen Rausches, des rechtmäßigen Reichtums. Hier gewesen zu sein, hieß etwas Besonderes zu sein. Sich umzuwenden und in Gesichter zu blicken, die man von Gemälden kennt. Schnellklopfende Aufregung vor dem Tanz mit einem Edelmann.
Und doch weht weht noch etwas anderes zwischen Damastüberwürfen und Samtpolstern. Eine träge, süße Langeweile. Ein dumpfes Puckern, das dir von Wäldern erzählt, die größer sind als der Schlossgarten, von Meeren, die kein Ende nehmen wollen, von einem Wind der ohne Erlaubnis weht.
Von echten, echten Dingen, die keine Etikette kennen.
Und wenn man die Filzpantoffeln in den Korb zurückwirft aus den großen, hohen Flügeltüren tritt, dann kann man nicht anders als seltsam berührt die frische Luft einzusaugen und in sich das gute Gefühl hochgluggern zu spüren, hier und jetzt zu sein. In dieser coolen Zeit.
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