Gestern abend haben sich einige Red Bug Homies auf den Weg gemacht, um Dave MeKean zu sehen, der in der UdK über seine Arbeit gesprochen hat. Er gehört sicher mit Cezanne, Rodin und Giacometti zu den Künstlern, die meine eigene Arbeit am meisten beeinflusst haben. Er hat die Kunstform der Graphic Novel auf ein ganz neues Level gehoben.
Schon in Violent Cases, seiner ersten Arbeit, die er mit Neil Gaiman zusammen entwickelt hat, nutzt er unterschiedliche Styles. Wie so oft in McKeans Arbeiten geht es schon hier um verstörende Erinnerungen, Vorstellungen, Träume. Das Layout folgt nicht mehr dem üblichen Rasterschema, sondern den psychischen Empfindungen der Figur. Man ist im Kopf des Erzählers, als würde man seine Erinnerungen, wie in einem Traum mitverfolgen. Lange vor Photoshop layert er seine Zeichnungen mit Fotos, Karten, Zeitungsausschnitten etc. Allein die Verwendung von Schrift und Typographie auf diesen Seiten ist eine Masterarbeit.
Hier Ausschnitte aus meiner italienischen Ausgabe.
Die Welt hatte Glück, dass sich Gaiman und McKean als junge Künstler getroffen haben. Es war sehr schön, die Geschichte aus den Anfängen ihrer Zusammenarbeit mal aus erster Hand zu hören. Gaiman, wen wunderts, hat den Fuß in die Tür bekommen, als Karen Berger und Dick Giordano von DC Comics in England auf der Suche nach neuen Talenten waren. McKeans Panels für Violent Cases haben die beiden überzeugt. Und sie haben ihnen einen Auftrag für Black Orchid gegeben. Gaiman hatte geäußert, gerne für Black Orchid schreiben zu wollen. Eine Figur aus dem DC Universum, die so unbekannt war, dass Gaiman und McKean ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten. Es ist bei einer Miniserie geblieben. Black Orchid gehört auch heute noch zu den eher unbekannten DC-Wesen.
Ein Erfolg wurde dann aber die Batman Graphic Novel Arkham Asylum: A Serious House on Serious Earth. McKean hat die bekannten Figuren wie Batman, den Joker, Two Face ganz neu interpretiert. Ehrlich gesagt, auch für mich das erste Mal, dass mich Batman interessiert hat.
In meiner englischen Nachdruck zum 15th annivarsary ist Grant Morrisons komplettes Script mit Anmerkungen abgedruckt, sodass sich McKeans Umsetzung wunderbar nachverfolgen läßt. Hier zeigt sich deutlich, dass McKean von dem oft üblichen Storyboard Style in Graphic Novels vollständig gelöst hat.
Obwohl schon Arkham Asylum ein Riesenüberraschungserfolg war, ist wohl unbestritten, dass Gaimans Erfolg mit der Sandman Serie auch ganz neue Möglichkeiten für McKean eröffnet hat. Genauso wie es wohl richtig ist, dass Sandman ohne McKeans außergewöhnliche Cover nie die Aufmerksamkeit bekommen hätten, die Gaiman zum Star gemacht hat. Ich habe die Sandman Geschichten nie wirklich gelesen. Für mich genügte das Artwork der Cover.
In Mister Punch,a tragical comedy or a comical tragedy hat McKean ganze Sets gebaut und fotografiert. Und auch Mr Punch selbst taucht je nach Realitätsebene als fotografierte Puppe oder als Zeichnung auf.
Ein Stilmittel, dass McKean auch in Signal to Noise verwendet. Die für mich beeindruckendste Geschichte im Oevre der beiden. Ein alternder Regisseur erfährt, dass er an einem unheilbaren Krebsleiden erkrankt ist, während er an einem Film über die Endzeitängste der Menschen im Jahr 1000 arbeitet. Hier vermischen sich wieder unterschiedlichste Realitäts- und Bewusstseinsebenen miteinander. Es ist ein Genuss zu sehen, welche Bilder McKean dafür findet. Ein Heft, dass ich immer wieder anschauen kann. Und immer wieder neue Dinge entdecke. Grandios.
Gestern hat Dave McKean auch sein neues Werk vorgestellt. Black Dog. The Dreams of Paul Nash. Es ist eine Auftragsarbeit im Rahmen des First World War Centenary Art Projects 14-18 Now. McKean geht hier dem Leben, Träumen und den Traumata des englischen Malers Paul Nash nach. Der schwarze Hund auf dem Cover hat mich gleich an die Hunde aus Waltz with Bashir erinnert. Schon die wenigen Bilder, die gestern aus dem Buch zu sehen waren, zeigen, dass es ein absolutes must have für jeden Graphic Novel Fan ist.
Wir Homies, von denen ja einige auch mit McKeans Kinderbüchern The day I swapped my Dad for two Goldfish und Wolves in the Walls aufgewachsen sind, haben danach noch stundenlang über die McKean und seine genialen graphischen Inventions diskutiert. Danke Dave.
Danke Habibi.
1 Comment
Leonard
7. Januar 2017 at 3:04Super cool! Freue mich schon auf Black Dog. Musst du dir unbedingt holen ;)