Come close dear friend, come close and look me in the eye, see right into my soul and tell me what you see, can you calm the fire thats burning inside, can you touch my skin and help me breath?
Ich hatte immer eine Babypopohaut. Bei jedem Dreh haben sich die Maskenbildner dreimal darüber im Kreis gedreht, wie toll meine Haut war. Und ich habe als kleiner Wurzel auf Menschen geschaut, die ihre Akne überschminkt haben, und gedacht: »Ist doch total der Teufelskreis, sie überschminken es und dann wird die Haut noch schlechter und dann müssen sie noch mehr überschminken.« Kurz darauf kam der Teufelskreis zu mir und hat mich mit offenen Armen aufgenommen.
2010
In der letzten Drehwoche von Sommer in Orange hat meine Haut angefangen, unruhig zu werden. Das war 2010 und ich war zwölf Jahre alt. Mein Gott die Pubertät geht halt los und so verändert sich halt auch der Körper. Für mich war das aber der Anfang vom Ende. Ich bin Amber, ich habe eine Babypopohaut, ich bin Schauspielerin. Ich konnte es so wenig ertragen, dass ich mich verändere, dass ich nicht mehr ‚perfekt‘ bin. Das Wort ‚perfekt‘ benutze ich viel, wenn ich über mein jüngeres ‚Ich‘ rede. Denn das war meine Vorstellung von mir, von der Welt. Hautprobleme gehörten nicht dazu.
Ich wurde älter und meine Haut wurde schlechter. Bei jedem Dreh mit neuen Maskenbildnern konfrontiert zu sein, die jedes Mal aufs Neue so tun, als hätten sie noch nie ein vierzehnjähriges Mädchen mit Akne gesehen, hat nicht geholfen.
Ich habe aufgehört, Leuten in die Augen zu gucken. Nach dem Motto, wenn ich sie nicht sehe, sehen sie mich auch nicht. Ich habe mich so unendlich geschämt. Habe jedes How-to-get-clear-skin-Video auf YouTube gesehen, bin zu dubiosen Kosmetikern gelaufen und habe Stunden vor dem Spiegel verbracht. Gleichzeitig habe ich andere Menschen um mich herum extrem bewundert, die offen mit ihren Hautproblemen umgegangen sind. Die nichts überschminkt haben, die einfach weiter gemacht haben wie bisher, und die meistens nach ein paar Monaten wieder mit klarer Haut ankamen. Bei mir hat sich über die Zeit ein immer größeres Feuer im Bauch gebildet, immer mehr Scham und Unwohlsein.
Hey Amber, deine Hormone verändern sich, mach dir keinen Stress, lass die Finger von deiner Haut und spar dein Geld, statt es für überteuerte Kosmetika auszugeben. Alles wird gut. Du hast vielleicht eine genetische Veranlagung dafür, so what dafür hast du auch tolle Dinge vererbt bekommen. Und außerdem, die Haut ist ein Organ. Und wenn man will, kann es auch sehr mechanisch sein. Was tut Organen gut? Wasser. Es ist eigentlich immer Wasser. Wasser, Bewegung, Schwitzen, frische Luft. Und vor allen Dingen, kein Stress.
2014
2014 war hart. Meine Haut war schlechter denn je, und ich war so unglücklich wie nie zuvor in meinem Leben. Wir müssen hier nicht lange nach der Huhn-oder-Ei-Frage suchen. Mir ging es psychisch schlecht und deswegen war meine Haut schlecht. So rum geht die Geschichte. Ich war monatelang krank, bin jeden Tag heulend aus der Schule gekommen und hab schon gar nicht mehr in den Spiegel geschaut. Es war, als ob mir jemand auf die Stirn »Mir geht es schlecht« geschrieben hat. Das einzige, das ich machen wollte, war, mich zu verstecken, aber du kannst dich nicht verstecken. Es steht dir literally ins Gesicht geschrieben. Und ich wurde bei jedem Foto, bei jedem Blick in den Spiegel daran erinnert, warum ich mich so beschissen fühlte.
Und dann kam der Tag, an dem ich in der Maske saß und die Maskenbildnerin kritisch in mein Gesicht geschaut hat und sagte: »Naja … wenigstens hast du schöne Wimpern.« Und genau in diesem Moment hat sich etwas in mir verändert. In meinem Bauch hat sich wieder das Feuer ausgebreitet. Aber nicht wegen Scham und Selbsthass, sondern ein ganz klarer rationaler Gedanke. »Du musst für dich kämpfen Amber, niemand sonst wird es tun.« Ich wurde wachgerüttelt. Und ja, am Anfang noch mit dem Gedanken: »Wie kannst du es wagen, mich so fertig zu machen, nur ich darf mich so fertig machen und glaub mir, ich mache mich fertig, aber du nicht, Fräulein.«
Der Anfang vom Ende
Das schöne am Tiefpunkt ist, dort ist das Leben ehrlich gesagt extrem einfach, du kannst nur bergauf.
Ich habe aufgehört, mich zu schminken und ich habe den Leuten wieder direkt in die Augen geschaut, am liebsten gleich durch, direkt in ihre Seele. Warum? Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Und ich habe es als meine einzige Aufgabe gesehen, das Feuer in meinem Bauch aus meinem Körper auszuleiten. Physisch mit Bauchatmung und Yoga, mental mit Tagebuch schreiben und Menschen segnen, die mir wehgetan haben und spirituell mit Meditieren und Affimieren. Ich habe angefangen, mich zu fragen »Wie geht es dir?« statt »Wie sieht meine Haut aus?«
Und ja, meine Haut wurde besser. Sie ist nicht perfekt, aber ihr wisst ja, dass ich dieses Wort nicht mehr benutze. Und es gibt keinen Tag mehr, an dem ich mit dem Blick in den Spiegel gucke, wie ich es damals gemacht habe. Nie, nie nie wieder. Anfang des Jahres als wir die Themen für unsere Red Bug Home Monate gewählt haben, wusste ich, ich möchte, dass es einen »Haut« Monat gibt. Damit ich meinen grandiosen: How I-got-clear-skin-Blogbeitrag machen kann. Jetzt realisiere ich, dass ich Anfang des Jahres immer noch in meinem alten Denkmuster war. Denn jetzt sitze ich hier, es ist Oktober, ich bin mental an einem komplett anderem Ort. Mir geht es gut. Mir geht es besser denn je. Und deswegen ist es egal, ob ich klare Haut habe oder nicht. Aber wenn es dir schlecht geht, versuchst du jeden Grund zu finden, den es gibt, warum es dir schlecht gehen könnte. Ich kam wirklich an den Punkt, an dem ich dachte, und wenn ich bis zum Rest meines Lebens Hautprobleme haben werde … so what. Mir geht es gut.
Heute
Manchmal habe ich noch Phantomschmerzen. Ich spüre, wie mich jemand anguckt und ich spüre die Akne förmlich brennen in meinem Gesicht. Wenn ich dann später in den Spiegel gucke, merke ich, dass ich gar keine Akne habe. Es ist noch nicht so lange her, dass ich jedes Mal zusammengezuckt bin, sobald jemand das Wort Pickel oder Akne gesagt hat. Ich schaue alte Fotos von mir an, und ich sehe, wie schlecht es mir ging. Wie ich nur dieses Foto nicht gelöscht habe, weil es das einzige war, auf dem meine Haut okay aussieht. Wie ich lächle, aber innerlich eine Welle an Panik in mir aufsteigt, weil ich fotografiert werde. Ich habe mit einem Freund darüber geredet, und er meinte dazu nur: »Mir ist noch nie aufgefallen, dass du Akne hattest, aber stimmt, du hast einem nie in die Augen geguckt, das war strange.«
Ich könnte sagen: trink Wasser und Grünen Tee, nimm diese oder jene Creme, lass die Finger von deiner Haut, benutz Sonnencreme, schmink dich gründlich ab. Schau, das hat mir geholfen. Und ja das alles spielt eine Rolle. Aber ich weiß, ich musste durch diesen Prozess gehen, um zu lernen, was ich gelernt habe. Ich musste es bis auf den Grund erforschen. Ich wollte den Quickfix, aber ich brauchte die Erfahrung.
I love you
Es gibt genug Menschen da draußen, die easypeasy durch die Pubertät sliden. Deren Welt nicht zusammenbricht, sobald sie einen Pickel haben. Ich kenne diese Menschen, ich bewundere dieses Menschen. Im Nachhinein kann ich sehen, dass es mit ganz normaler Pubertätsakne losgegangen ist, ich aber so überhaupt nicht damit klargekommen bin, dass es ein größeres Problem wurde. Ich will deswegen nicht alle Menschen mit Hautproblemen über einen Kamm scheren, für manche ist es nicht diese riesengroße Demutslektion. Aber für mich war es das.
Wenn du gerade in dem Mindspace bist. Ich liebe dich! Wirklich, das kommt vom ganzen Herzen. Ich weiß, wie es dir geht. Und ich werde nicht anfangen zu sagen, dass du überreagierst. Ich verstehe dich, ich liebe dich und ich schicke dir so viel Energie! Alles wird gut!
P.s. Die Fotos sind alle in den letzten zwei Monaten entstanden.
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