Irgendwann erinnerte ich mich, wie ich als kleiner Junge meinem Opa beim Backen von Neujahrshörnchen zugeschaut habe. Die Küche duftete himmlisch nach Anis. Aber nicht nur der Duft war faszinierend, sondern auch das schnelle Einrollen der Oblaten, wenn sie heiß aus dem Eisen kamen. Ich habe meinen Opa sehr bewundert, wie souverän er die heißen Dinger anfasste und zu perfekten Hörnchen rollte. Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um mich zu trauen, es auch mal zu probieren. Ehrlich gesagt, tat es an den Fingerspitzen ganz schön weh. Und die Hörnchen wurden auch eher … naja, dafür konnte man sie gleich essen.
Das traditionelle Neujahrhshörnchenessen gehört bei den Red Bug Homies seit zig Jahren als festes Ritual zum Jahreswechsel. Am Nachmittag des ersten Januar sind alle Freunde eingeladen, die Anishörnchen mit Sahne und Kirschen zu füllen und das neue Jahr zu feiern.
Für mich beginnt die Vorbereitung immer schon ein paar Tage früher. Man solllte es nicht glauben, aber auch nach über zwanzig Jahren, brauche ich immer noch das Rezept.
Die Rezepte
Mein Grundrezept: 200 g Butter mit 200 g Zucker schaumig rühren, 4 Eier dazu, und mit 400 g Mehl und – ja – 2TL Backpulver glattrühren, doppelt soviel Anis zugeben, wie man eigentlich glaubt, und lauwarmes Wasser einrühren bis der Teig schön cremig ist, kann gut 1/4l sein. Der Teig sollte dann etwas ruhen. Das ergibt gut dreißig Hörnchen, wenn man beim Backen schon ein paar ißt.
Neujahrshörnchen – jetzt auch vegan
Da ja mittlerweile viele Menschen aus unterschiedlichen – oft guten – Gründen, auf eine vegane Lebensweise umgestiegen sind, habe ich in diesem Jahr zum erstemal eine vegane Varinate für Neujahshörnchen ausprobiert.
Sehr gut funktioniert hat folgende Version: 100 g Aslan (Biomargarine) mit 125 g braunem Zucker aufschlagen, 2 EL Sojamehl, 250g Mehl, ne Menge Anis abwechselnd mit 3/8l warmem Wasser und einer Prise Salz zu einem relativ flüssigen Teig glattrühren. Etwas stehen lassen. Aus diesen Zutaten konnte ich genau zwanzig Hörnchen rollen.
Ich war sehr überrascht, dass die Hörnchen ohne Eier fest wurden. Sie lassen sich etwas schwerer aus dem Eisen lösen, sind einige sekundenlang gummiartig zäh und kamen mir beim Rollen viel heißer vor. Nach wenigen Sekunden werden sie dann allerding superknusprig. Sehen toll aus und schmecken klasse.
Die Zubereitung
Ich verdoppele, verdreifache, vervierfache die Menge natürlich, weil ich nie genau weiß, wieviele Freunde kommen werden. Manchmal sind es zwanzig, manchmal an die fünfzig. Die Zurückhaltenden essen nur ein Hörnchen und nehmen sich erst nach dem zweiten Kaffee und intensiven Gesprächen ein zweites. Die Jugendlichen sind oft mit vier oder fünf Hörnchen dabei. Mit Hundert Hörnchen fühle ich mich aber auf der sicheren Seite. Wenn es zuviele sein sollten, ist das kein Problem. Die Hörnchen bleiben wochenlang knusprig und lassen sich übrigens auch sehr gut zu Trifle verarbeiten.
Das Backen ist eine sehr meditative Angelegenheit. Jedes Hörnchen braucht etwa 2min51sec vom Einfüllen ins Eisen bis zum Rollen. Da mein Hörncheneisen sowohl ein optisches als auch ein akkustisches Signal gibt, wenn der richtige Bräunungsgrad erreicht ist, kann ich dabei sehr gut andere Dinge erledigen, z.B. Quittungen für die Steuer sortieren.
Das Fest
Es ist immer eine Freude, wenn dann die ersten Gäste kommen. Für viele gehört es mittlerweile auch zum ersten festen Termin im Jahr. Manche kommen nur alle paar Jahre, weil sie in anderen Städten wohnen, und es kommen immer wieder neue Freunde dazu. Denen muss ich dann zeigen wie es geht. Hörnchen nehmen, Sahne hinein, Kirschen drauf und nochmal Sahne, oder umgekehrt, oder nur mit Sahne, oder nur mit Kirschen oder Hörnchen pur.
Riesendanke an die anderen Homies, die dafür sorgen, dass auf wundersame Weise immer wieder frischer Kaffee oder Tee auf dem Tisch steht, und frische Sahne geschlagen ist. Danke an Amber für die schönen Fotos. Wie man sieht, sind Neujahrshörnchen echtes royal root soul food.
4 Comments
Ira
30. Dezember 2016 at 19:03Kommentarfunktionstesttexte sind doof. ;)
Trotzdem einen guten Rutsch ins neue Jahr, falls dieser Kommentar jetzt doch online geht! :)
Liebe Grüße,
Ira
Katrin
30. Dezember 2016 at 19:05Tja, da iss er, dein Kommentar! Dir/euch auch einen guten Rutsch!
Ulrike Grabemeyer
30. Dezember 2016 at 20:29Hee, Neujahrshörnchen. Bestimmt müssen die hauchzart sein..Aber wie werden die fest? Und…klebt man die zusammen? Nein..Also lecker..Grüsse an alle, die mit dabei sind!!
Katrin
3. Januar 2017 at 18:29Also die veganen kleben ganz schön … werden aber auch sehr knusprig.