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Nudity in Film – Die Kunst einer Nacktszene

27. Januar 2017

Nacktszenen sind so alt wie Film selber. Und mit Privatsendern wie HBO oder Starz haben sie einen festen Sitz in der modernen Unterhaltung bekommen. Zu Recht. Denn in einer guten Nacktszene kann ein Charakter Schwäche zeigen, Stärke beweisen, sein purstes Äußeres und sein tiefstes Inneres offenbaren. Doch genauso kann eine Nacktszene auch platt und inhaltslos sein und einen ganzen Film kaputt machen.

Nackte Schauspieler

Über Jahre haben wir gelernt, uns in Charaktere hineinzuversetzen. Und damit meine ich nicht nur die Schauspieler, sondern auch die Zuschauer. Wir wissen alle, dass Leonardo DiCaprio ein erfolgreicher Schauspieler ist. Wenn er aber einen armen Schlucker spielt, blenden wir diese Information aus. Jede Geste wird nun als Geste des Charakters abgebucht. Und im besten Fall vergessen wir den Schauspieler hinter der Performance.
Doch es gibt auch immer wieder Momente, in denen man aus der Kinoerfahrung in die echte Welt geschmissen wird. Im schauspielerischen Bereich liegt das meistens daran, dass ein Darsteller ängstlich oder egoistisch spielt. Fast sofort wird die Verbindung zum Charakter gebrochen, denn alles auf der Leinwand wird nun von den echten Emotionen des Schauspielers diktiert.
Besonders häufig kommt das natürlich in Nacktszenen vor. Denn während man als Schauspieler gelernt hat, sein tiefstes Innere vor einem fast fremden Publikum preiszugeben, ist eine Nacktszene immer noch das Verletzlichste, was man tun kann. Kein Wunder also, dass hier Angst und Egoismus eine große Rolle spielen.

Übrigens gilt das für Nicht-Nacktszenen genauso. Denn während Emilia Clarke nach ihrer vorherigen Weigerung weitere Nacktszenen zu spielen, doch erneut voll frontal zu sehen ist, hat sich Kit Harrington, der sich für mehr männliche Nacktheit ausgesprochen hat, trotzdem mit einem kleinen Tuch bedecken lassen.

Eine Entscheidung, die der Charakter so nicht getroffen hätte.

Eine Nacktszene schreiben

Es gilt also … wenn eine Nacktszene nicht aus der Handlung oder dem Charakter entspringt, wirkt sie im besten Fall fehlplatziert. Oft sind natürlich die Zuschauerzahlen ein ausschlaggebender Faktor dafür, dass sich Thor das T-Shirt auszieht. Doch wenn man Nacktheit nutzt, um die Spannung zu halten oder zu schocken, dann ist das schlichtweg lazy screenwriting und damit sollte man sich als Zuschauer nicht zufriedengeben.

Bei einer Nacktszene gelten dieselben Regeln wie bei Action & Comedy auch. Wenn sie nicht charaktermotiviert sind, haben sie in einem Film nichts zu suchen. Nichts ist nerviger, als ein Charakter der unerklärt auf einmal kämpfen kann. Und wenn ein Charakter einen Witz macht, der nicht zu seinem Repertoire gehört, kann man nur halb so doll darüber lachen.

Richtig eingesetzt hat man während einer Nacktszene aber die Möglichkeit, seine Charaktere in eine Situation zu führen, die ein ganz neues Potenzial entfaltet. Denn egal wie offen man ist, Nacktsein ist verletzlich. Wenn Beowulf also nackt gegen Grendel kämpft, beweist er damit eine enorme Stärke. Und wenn sich Scarlett Johansson in Under The Skin auszieht, dann zeigt das die Neugier und das Vertrauen, das ihr Charakter entwickelt hat. Und auf einmal wird die Nacktheit zur Nebensache.

Ein Körper ist ein Körper

Wenn man erst einmal jeglichen Egoismus und jegliche Angst aus einer Nacktszene nimmt, jede Studioentscheidung fallenlässt, und darauf hört, ob die Charaktere in der Situation nackt sein wollen oder nicht, verliert das Ganze an Bedeutung. Ein Körper ist ein Körper. So schön und natürlich wie er eben ist. Man kann mit ihm genauso viel ausdrücken wie mit einem Lächeln, einer Kamerafahrt oder einer Pause. Denn im Vordergrund steht jetzt die Emotion. So wie es in jeder guten Szene sein sollte.

 

  • Reply
    Uwe
    27. Januar 2017 at 23:41

    Hey, cooler Beitrag. Man merkt, dass hier der Profi spricht. Als actor und director.
    Ich finde auch, dass man gerade in Nacktszenen oft den Schauspieler und nicht den Charakter sieht.

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