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Its all an act

9. August 2016

Demnächst kommt Fantastic Beasts And Where To Find Them in die Kinos. Die Harry-Potter-Schulbuchverfilmung von J.K. Rowling.
Zu diesem Anlass gibt es auf pottermore.com nun nicht mehr nur den Hogwarts-Sorting Test, sondern auch einen Sorting Test für die Zauberschule Nordamerikas. Ilvermorny.
Natürlich habe ich den Test gemacht … Thunderbirds! Doch vor allem habe ich ein wenig im Potter-Universum herumgestöbert.
Dabei bin ich auf den YouTube Kanal von Pottermore gestoßen, auf dem es kleine Videoclips gibt, in denen die Harry Potter Darsteller den Hogwarts-Test machen.

In Interviews davor reden sie über ihre Erfahrungen beim Dreh und über ihr Verhältnis zu Pottermore. Und auf einmal ist mir etwas klar geworden. Das mag jetzt banal klingen, und komplett offensichtlich, aber mehr als zuvor ist mir klar geworden: Harry Potter ist nur gespielt.

Es ist leicht, bei einem Phänomen wie Harry Potter davon getragen zu werden. Die Geschichte über den seltsamen Jungen, der auf einmal berühmt wird hat sich in Daniel Radcliffes Leben wiedergefunden. Die Magie von Hogwarts wurde echt, als Millionen von Kindern auf ihren Brief gewartet haben. Und irgendwie ist alles eine großes fantastisches Erlebnis geworden.

Dass das nicht immer ganz harmlos ist, stellt man bei ähnlichen Verfilmungen fest. Die Leute können nicht mit dem plötzlichen Erfolg umgehen, werden überheblich, geblendet und verrückt. Übrigens nicht nur bei Kinderstars. Auch Johnny Depp hat sich nach Fluch der Karibik 5 (… und zahlreichen anderen Problemen) von Vanessa Paradise getrennt.

Doch bei Harry Potter ist das anders. Besonders gut kann man das an Daniel Radcliffes Karriere sehen. Meine Bewunderung für ihn steigt ins Unendliche. Selbst wenn man alle sieben … acht Harry Potter Teile aus seiner Vita streichen würde, hätte er immer noch eine geniale und bewundernswerte Filmografie.

Doch das ist Daniel Radcliffe. Der Schauspieler. Er ist heil, oder vielleicht sogar gestärkt, aus der ganzen Sache herausgekommen.

Aber was ist mit Harry Potter? Wie hat er den Hype überstanden. Mit Dingen wie Pottermore oder Beasts And Where To Find Them, oder auch mit dem neuesten Harry Potter Teil/Theaterstück, ist es leicht, das alles als kommerziellen Marketing Quatsch zu sehen. Absoluter Sell-out. Geldmacherei. Die Welle noch abreiten, bis keiner mehr irgendetwas von Zauberern hören will.

Aber als ich die Interviews der Darsteller gesehen habe, sah das Ganze auf einmal anders aus.

Lange Zeit liefen die Bücher und die Filme parallel. Sie sind zusammengewachsen wurden eins. Sicherlich, die Filme haben viel abgeändert, aber irgendwie war es immer das Buch und die Verfilmung vom Buch. Ende.
Doch mittlerweile ist etwa Neues passiert.
Dadurch, dass die Filme zu Ende sind, die Bücher aber in verschiedenster Form weiter geführt werden, lösen sich die beiden Projekte von einander.

Daniel Radcliffe ist nicht mehr länger Harry Potter. Er ist ein Schauspieler, der den legendären Zauberer spielen durfte. Fast so als hätte er Caesar gespiet. Oder King Lear.
Und Harry Potter … lebt weiter. Wird unverletzlich. Wenn jetzt ein anderer Schauspieler den Part übernimmt, wäre das okay. Wenn jetzt ein Theaterstück entsteht, ist das okay. Den Harry Potter ist jetzt mehr als das, was Daniel Radcliffe gespielt hat. Er ist eine Figur, die unabhängig existiert und dadurch unendliche Möglichkeiten erhält, sich weiter zu entwickeln. So kitschig das auch klingen mag, irgendwie ist meine Bewunderung für die ganze Sache wirklich gestiegen.
Denn ein Hype fällt genauso schnell wie er auflebt. Und dann fällt er tief!
Aber Harry Potter ist noch da. Vielleicht nicht so intensiv wie früher, aber dafür größer. Erhabener. Erwachsener. Lange hat er daran gearbeitet seinen Heldenstatus zu etablieren. Jetzt geht es darum sich als Legende zu verewigen.

In Web-Blogs, Fan-Fiction, Theaterstücken, Kurzfilmen, den Köpfen der Leser …

Über die Bücher hinaus. Über die Filme hinaus. Über Generationen hinweg. Für immer?

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