Hey Katrin! Du bist Malerin, Autorin, Agentin. Wann wurde dir klar, dass du Künstlerin bist?
Sehr früh. Obwohl ich mich nicht erinnere, habe ich mit meinen Eltern im ersten Lebensjahr in einer WG mit einer Künstlerin gewohnt. Der Geruch von Ölfarbe ist ein Trigger! So mit 8 oder 9 Jahren war es mir aber ganz klar, ich will Malerin werden. Ich habe ständig gemalt, das war mein Ding.
Was bedeutet ein künstlerisches Leben für dich?
Also einmal gibt es das Leben als Künstlerin. Das heißt, man macht Kunst, denkt über Kunst nach, redet über Kunst, geht in Ausstellungen. Eigentlich die ganze Zeit. Egal, ob man malt oder schreibt oder Musik macht, es erfüllt die ganze Existenz 24/7.
Und dann kann man auch sein Leben auf sehr kreativ-künstlerische Art gestalten und leben. Also freie Lebensmodele entwicklen, mit Kindern, ohne Kinder, auf einem Hausboot, in einem Baumhaus. Also die Lebensart zu einer eigenen Kunst erheben. Beides finde ich spannend.
Was hat Kunst mit royal zu tun?
Für mich ist Kunst die Krone der Schöpfung. Man hat Basisbedürfnisse: Essen, Wärme, Schutz, Freunde, Liebe und so weiter – und wenn das alles befriedigt ist, dann hat man Zeit und Kraft für Kunst. Das ist ein Luxus. Klar, Künstler hungern für ihre Kunst, das ist nicht sehr royal, aber sie wissen, dass wir Menschen Royalität brauchen, uns täglich daran aufrichten müssen, dass es etwas Höheres, Größeres, Schöneres als den Alltag gibt. Wenn ich an die Menschen denke, die Zeit und Kraft für Kunst haben, dann sind das Menschen, die sich selber eine kleine Krone aufsetzen können, weil sie aus dem niedrigen Trubel raus sind. Sie können sich KUNST leisten.
Als Autorin hast du deinen eigenen Verlag eröffnet, als Agentin eine Agentur. Bist du gerne ,in charge’?
Ja, ich bin gerne der Boss. Das war schon als Kind so. Erstgeborene, Bestimmerin, Nerverin, immer die Ideen, alle sollten machen, was ich wollte. Meine armen Brüder …
Und was sind Aufgaben, die du lieber abgeben würdest?
Ganz klar, die „niedrigen“ Aufgaben, die man ohne Nachdenken machen kann. Routinesachen. Aber – ich bin auch der Meinung, dass man etwas lernt, wenn man Dinge selbst macht und nicht immer abgibt. Ich habe also alles selbst gemacht und weiß jetzt, was ich von anderen erwarten und verlangen kann. Ich hoffe, das macht einen besseren Boss aus mir.
Aufgewachsen bist du in Berlin. Was reizt dich an der Stadt?
Na, die Stadt ist eine der besten, großartigsten, tollsten, lebendigsten Städte der Welt. Punkt. Da lässt sich absolut nichts hinzufügen. The best!
Du bist ja dann als Jugendliche in ein besetztes Haus gezogen. Wie kam es dazu?
Ich wollte immer ein aufregendes Leben haben. Neue Strukturen, etwas erfinden, etwas herausfinden. Abenteuer. In den 80er Jahren war die Hausbesetzerszene genau das. Ein Aufbruch, ein Abenteuer.
Hatte das für dich etwas royales?
Nope, das war ganz und gar nicht royal. Na ja, vielleicht ein wenig, weil ja auch ziemlich royale Häuser besetzt wurden. Also auch Villen in Zehlendorf mit Swimmingpool und Zimmerfluchten und Kronleuchtern. Aber die Bewegung selbst war mehr: das Proletariat im Kampf gegen die Bonzen=Hausbesitzer.
Und wieso bist du dann später nach Potsdam gezogen?
Ach, schon als Kind – ich habe ja in Berlin-Zehlendorf gewohnt – habe ich über die Mauer gesehen und fand das da drüben spannend. So nah und doch so weit weg. Nach der Maueröffnung wollte ich da rüber. Ich wusste das irgendwie schon als Kind, die Mauer wird irgendwann fallen und dann geh‘ ich da rüber.
Würdest du sagen, dass Potsdam royaler ist als Berlin?
Ja. Potsdam ist ja von Friedrich ganz bewusst royal aufgebaut worden. Alles dreht sich hier um diese royale Identität. Sie haben sogar das Schloss in Potsdam wieder aufgebaut.
Spielt Ästhetik für dich eine große Rolle?
Ja, ja, ja.
In deinem neuen Buch geht es wieder um Jugendliche, warum schreibst du so gerne für und über dieses Alter?
Einmal ist es Zufall, weil ich für einen Kinderfilmproduzenten gearbeitet habe, der ein Jugendformat (fürs TV) von mir wollte und dann bin ich da so reingerutscht.
Auf der anderern Seite ist das Alter einfach spannend. Da passiert so viel.
Und was sind Dinge die du von deinen Hauptcharakteren lernst?
Toleranz. Sie sagen mir immer: Hey, schau mal, so geht es auch!
Könntest du dir vorstellen einmal einen historischen Roman zu schreiben?
Ja.
Wären dort auch Jugendliche die Hauptpersonen?
Oh, interessanter Ansatz. Denn Jugend ist ja historisch gesehen ein junger Begriff. Früher gab es keine Jugend, da war man Kind und dann gleich erwachsen und wurde manchmal auch schon als Kind wie ein kleiner Erwachsener angezogen.
Was bedeutet „royal“ für dich?
Kopf hoch, Krone auf, Verantwortung übernehmen. (Siehe meinen Fokus-Beitrag zu Royal;)
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