„Ich gehe aus der Haustür und ziehe mein Winteroutfit an. Es ist immerhin Herbst. Blätter liegen auf dem Boden, zu dieser Jahreszeit lernt es sich gut. Ich hole die Post aus dem Briefkasten und lege sie auf den einzig freien Tisch im zweiten Stock. Eigentlich dumm, denn jetzt muss ich den ganzen Weg zum Briefkasten zurücklaufen, um die Rechnung zu bezahlen. Ich denke, die Fahrgemeinschaft zur Arbeit kommt so in einer Stunde. Also pflege ich noch schnell meine Tomatenpflanzen im Gewächshaus. Prächtig geht es denen. Viel besser als meinen Obstbäumen im Garten, die ständig von weißen Pollen befallen sind. Die Arbeit ist nichtssagend wie immer. Nicht mal eine Beförderung ist drin. Mir fehlt wahrscheinlich einfach die nötige Mechanik. Später mach ich mir leckere Nudeln mit Käsesoße, immerhin hab ich ganz schön Anga Anga. Und nachts lieg ich wie immer im Bett und frag mich, wie ein Sim bei diesem grünen Licht schlafen soll.“
Ich habe vor kurzem die perfekte Sims Familie erstellt.
Einen Masterplan. Nach 10 Jahren Sims-Spiel-Erfahrung, habe ich das Geheimnis gelüftet. Wie es funktioniert. Ich nenne es „Die Reihenfolge!“.
Und die geht folgerndermaßen:
Ich habe zwei Sims erstellt eine Frau und einen Mann. Ihre An- und Abturner sind aufeinander abgestimmt. Ich lasse sie in ein kleines Haus ziehen, aber mit getrennten Schlafzimmern. Ich erstelle ihnen ein Gewächshaus und lasse sie Tomaten pflanzen.
Die Nachbarn kommen vorbei, ich lade sie ein. Die ersten Freundschaften werden geknüpft. Die nächsten Wochen gibt es nur Gärtnern, Fähigkeitspunkte sammeln und jeden Tag mindestens 6 Freunde einladen. Ziemlich schnell haben sie also 8 beste Freunde, eine gute Fähigkeitspunkte- Grundlage und den silbernen Gärtnerorden.
Jetzt suchen sie sich Jobs.
Dadurch, dass sie alle Voraussetzungen erfüllen, werden sie beide sehr schnell befördert. Es wird weitergepflanzt, bis sie den goldenen Gärtnerorden haben und endlich Auberginen pflanzen können. Das ist wichtig, den Auberginen Saft stillt nicht nur den Hunger, sondern bringt einem auch einen random Fähigkeitspunkt. Die Beförderungen gehen immer weiter. Inzwischen haben sich meine Sims auch ineinander verliebt. Aber Job geht gerade vor. Bis … ja beide haben die Spitze ihrer Karriere erreicht. Ab jetzt sind die Freunde ehrlich gesagt egal. Wir brauchten sie nur als Kontakte, um befördert zu werden.
Ich lasse sie ihr erstes Kind machen. Sie ist schwanger. Sie heiraten. Sie ziehen in ein größeres Haus. Das können sie sich leisten als Starkoch und Bürgermeisterin. Inzwischen fehlen ihnen nur noch ein ganz paar Fähigkeitspunkte, bis sie alle haben. Der Auberginensaft hilft dabei. Sie bekommen drei Kinder. Der Direktor wird eingeladen. Alle gehen sie auf Privatschulen. Sie haben alle Fähigkeitspunkte, den goldenen Angelorden, Gärtnerorden, Blumenorden, Spielzeugwarenorden. Fast alle Urlaubsbelohnungen. Das Haus ist sauber. Es geht ihnen gut.
Aber jetzt … ist es langweilig.
Was gibt es schon zu tun, wenn man nichts mehr anstreben kann? Die Kinder sind auf dem College, sie leben in einem riesigen Haus. Die Freunde sind alle weg, mühsam müssen sie zum Plaudern angerufen werden.
Und hier kommt der Zeitpunkt, seinen Computer auszuschalten und in das Chaos zu treten, was sich inzwischen in seinem eigenen Leben angebahnt hat. Es gibt kein aging-off. Jeden Tag wird man älter und das bekommt man auch nicht zurück. Es gibt keine begrenzte Anzahl an Fähigkeitspunkten. Es wird gelernt, gelernt, gelernt. Es gibt kein Ende. Es gibt beschissen Phasen, Selbstzweifel, man braucht Kontakte und dann verliebt man sich auch noch total unpassend. Alles läuft gleichzeitig. Ich mag es aber, Dinge zu Ende zu putzen. Ich möchte irgendwann volles Potenzial in irgendwas erreicht haben. Nicht, weil ich dann die Beste darin bin, sondern damit ich etwas zu Ende gebracht habe. Ich möchte mit meinen sauberen Füßen, in meiner frischen Bettwäsche liegen und ein neues Buch anfangen. Aber dann vermisse ich Lukas, dann muss ich pinkeln und dann kotzt Tapsi direkt auf den Teppich. Und ich stehe auf und freue mich, dass ich immer weiter lernen darf.
1 Comment
Katrin
23. September 2017 at 13:35Besonders liebe ich die Stelle …“und dann kotzt Tapsi direkt auf den Teppich. Und ich stehe auf und freue mich …“.
Dafür habe ich sehr viel länger als 20 Jahre gebraucht.